Tips&Tricks 108: Schrauben gezielt kürzen
Die meisten Schrauben sind zu lang. Natürlich: wären sie zu kurz, könnte man sie nicht verwenden.
Scherz beiseite:
Es gibt für das Beseitigen einer zu großen Länge einer Schraube zwei Möglichkeiten:
- man stellt fest, wie lang die Schraube sein muß oder
- man stellt fest, um wieviel die Schraube gekürzt werden muß.
Unser T&T geht nach der zweiten Methode vor. Wir bauen die Schraube an ihrem Verwendungsort ein und messen dort
den Überstand mit einem Meßschieber (auch bekannt als Schieblehre). Nun schraubt man die Schraube in eine
Schraubenkürzungszange (erhältlich unter dem Namen "Preßzange"). Die hat eigentlich ein
jeder, der schon mal an seinem Auto ein Kabel verlegt hat. Bei geschlossener Zange schraubt man die Schraube bis zum
Anschlag ein. Dann öffnet man die Zange etwas, so daß die Schraube weiter eingedreht werden kann.
Nun endlich der Trick:
Eine M3-Schraube hat eine Gewinde-Steigung von 0,5000 mm; d.h. bei einer Umdrehung bewegt sie sich um genau 0,5 mm
weiter in ihre Mutter, also hier: in die Zange, hinein. Will ich z.B. die Schraube um 3 mm kürzen, so muß
ich sie um genau 6 Umdrehungen weiter einschrauben. Das macht man am besten mit einem Schraubendreher, der am Griff
eine kleine seitliche Markierung hat: es läßt sich einfach besser zählen.
Nach dem Abscheren paßt die Schraube haargenau.
Wir empfehlen die Zange auch deswegen, weil das Ende des Schraubengewindes beim Zurückdrehen wieder geformt
wird, so daß sie sofort, ohne weitere Nacharbeiten, weiter verwendet werden kann. Natürlich darf die Zange
im Gelenk kein Spiel haben, denn sonst würde die Schraube nicht sauber abgeschert werden.
Sehen Sie zu, daß Sie eine Zange mit einem Gewinde auch für M2,5 erhalten. Die meisten haben das alte,
kaum noch gebräuchliche M2,6. Dahinein paßt zwar auch eine M2,5-Schraube (sie hat zufällig dieselbe
Steigung, s. weiter unten), aber die wird dort nicht ganz sauber abgeschert. OK, man kann's auch übertreiben
mit der Genauigkeit. Aber wichtig ist hier die Info, daß die Schraube überhaupt dort hinein paßt.
Beim Zurückdrehen wird das Gewinde natürlich nicht ganz sauber geformt (es ist ja 0,1 mm Spiel zwischen
der Schraube und dem Gewinde in der Zange), so daß evtl. leichte Nacharbeiten erforderlich sind.
Weiterhin scheint es Zangen zu geben, die die hier genannte Abscher-Möglichkeit nicht haben. Klar - die taugen
natürlich nicht für unser Vorhaben.
Mit der Zange lassen sich auch Stahlschrauben kürzen. Aber bitte nicht übertreiben! Wenn man das mit
einer M5-Schraube versucht, könnte man sich die Zange ruinieren. Dann doch lieber die Eisensäge nehmen und
danach fleißig feilen. Oder eine Messing-Schraube besorgen.
Hier die Gewinde-Steigungen für gebräuchliche kleine Schrauben (nach DIN 13-1):
M1 | 0,25 mm |
M2 | 0,4 mm |
M2,5 | 0,45 mm |
M2,6 | 0,45 mm |
M3 | 0,5 mm |
M3,5 | 0,6 mm |
M4 | 0,7 mm |
M5 | 0,8 mm |
Und bitte daran denken: Die Schraube in die Backe mit dem Gewinde eindrehen (also dort, wo auch die Bezeichnung,
z.B. M3, aufgeduckt ist), nicht in die anderen Seite einstecken und dann erst weiter einschrauben! Dann wird
natürlich die "gute" Seite der Schraube vergammelt, und der Müll behält sein gutes Gewinde
...
Für weitere Fragen stehen gern zur Verfügung:
- der MEC; Besichtigung und Fachsimpelei z.B. an unseren "Club-Abenden"
- der Autor: Hans Peter Kastner
Erstellt am: 29.03.2020
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