Tips&Tricks 83: Wer gut schmiert ...
... der gut fährt.
Diesen uralten Spruch kennen Sie sicher.
Nur - man sollte ihn auch beherzigen!
Uns ist Folgendes passiert:
Ein Triebwagenzug 'wollte' auf einmal nicht mehr. Er ließ sich ohne Widerstand schieben, und bei Anlegen der
Fahrspannung heulte der Motor auf. Seltsam - sollten beide Gelenkwellen auf einmal defekt geworden sein? Aber
warum ließ sich der Zug dann schieben?
Beim Öffnen des Fahrzeugs wurde alles klar:
Beide Schneckengetriebe waren mit rotem Staub umgeben, und an den Schnecken und Schneckenrädern waren
kaum noch Zähne vorhanden. Der Staub ließ sich einfach wegblasen. Das bedeutete aber, daß schon
lange kein Schmiermittel mehr vorhanden war.
Wenn Sie sich das 'Grauen' bildschirmfüllend zumuten wollen: klicken Sie auf das Bild!
Nachdenklich geworden, machten wir eine kleine Überschlagsrechnung:
- Die Schnecke hat einen Durchmesser von ca. 5 mm; der Umfang ist also ca. 15 mm
- Der Motor läuft mit ca. 10000 U/min
- das ergibt eine Umfangsgeschwindigkeit von ca. 9 km/h (real; nix mit 1:87 !!)
- der Rollwiderstand des ganzen Zuges beträgt ca. 100 Gramm
- wegen der sehr kleinen Zahnräder auf den Treibachse rechnen wir mit mehr als doppelter Kraft an den
Zähnen.
Hieraus ergibt sich, daß die Schnecke mit 9 km/h an ihrem Schneckenrad reibt bei einer Andruck-Kraft von
über 200 Gramm. Es entsteht wahrscheinlich auch Reibungswärme. So etwas hält auf die Dauer kein
Kunststoff aus.
Es scheint eine irrige Ansicht zu sein, daß Kunststoff-Getriebe keine Schmierung benötigen. Gerade bei
Schneckengetrieben trifft dies sicherlich nicht zu.
Der Eigentümer des Fahrzeugs und wir alle anderen werden in Zukunft bei der Wartung unserer Fahrzeuge
verstärkt auch auf die Schmierung der Getriebe achten!! Dabei hat eins unserer Miglieder seit Jahren gute
Erfahrungen gemacht mit dem Fett 'B 52'. Wie oben schon gesagt, über Schmierung ist bei uns bisher recht
wenig diskutiert worden.
Das gezeigte Fett ist sehr weich, fast flüssig, und behindert so den Lauf der Schnecke nicht und frißt
auch so gut wie keine Energie aus den Schwungmassen. Es hat aber einen relativ großen Nachteil: es ist recht
teuer. Aber wenn man bedenkt, daß man mit einer Tube (7 g für knapp 11 €) jahrzehntelang auskommt,
ist der Preis Nebensache.
Auf Anfrage hat der Hersteller des Fettes unsere Vermutungen bestätigt, daß das Fett mit den gängigen
Getriebe-Kunststoffen,
POM
und
PA
, gut verträglich ist.
Fa. Roco vertreibt eigenes Fett. Dieses ist mit 10,50 bis 11 € je 8-g-Tube auch nicht viel
preiswerter als das oben erwähnte!
Zwei namhafte Modellbahn-Hersteller geben an, daß ihre Getriebe-Zahnräder aus Messing, POM oder PA
gefertigt sind.
Warnung:
Eine Kunststoff-Verträglichkeit ist bei weitem nicht bei jedem Fett oder auch Öl gegeben. Also
nehmen Sie auf keinen Fall irgendeinen beliebigen Schmierstoff! Es könnte sein, daß Sie dadurch Ihre
Getriebe ruinieren!
Für weitere Fragen stehen gern zur Verfügung:
- der MEC; Besichtigung und Fachsimpelei z.B. an unseren "Club-Abenden"
- der Autor: Hans Peter Kastner
Version vom: 20.05.2018; erstellt am: 10.11.2012
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