Grundlagen 5: Was ist ein Kondensator?
	Seite 3: Vektorielle Darstellung: Wir drehen uns im Kreis
        
      
    
      
	Dieser Artikel hat 3 Seiten.
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	Bisher haben wir die Wechselstrom-Vorgänge zeitlich gesehen. Auf den Bebilderungen war (bis auf eine Ausnahme) 
	immer die Zeit als x-Achse aufgetragen. Aus Platzgründen hatten wir nur eine, max. zwei Perioden aufgetragen.
	Dies soll nun anders werden. Zum 'geistigen Anwärmen' wollen wir uns vorstellen, daß ein 
	Wechselstrom-Generator eine Maschine ist, deren Rotor sich dreht und dadurch die Wechselspannung erzeugt. Aus der 
	Schule wissen wir (hoffentlich noch), wie der Sinus aus einem Winkel gezeichnet wird, und auch der Kosinus usw..
	Und wir wissen auch noch, daß der Umfang eines Kreises aus dem Radius berechnet werden kann, indem man diesen
	mit 2π multipliziert.
	Alles OK?
	
	
	Wir betrachten hier als Wiederholung aus der Geometrie den 'Einheitskreis' (der per Definition den Radius '1' 
	hat), eingezeichnet der Winkel α und die Strecke, die den sin α darstellt. Neben den Winkel-Werten 
	(0°, 90°, usw.) stehen die Längen des Kreis-Umfangs ab dem Nullpunkt (oder, was aufs Gleiche herauskommt,
	die Winkel in der rad-Schreibweise). Wenn wir jetzt den Radius-Zeiger (der in der Zeichnung bei 30° steht) einmal
	im Kreis drehen, also von 0° über 90°, 180°, 270° bis 360° (was dasselbe ist wie 0°),
	dann 	haben wir einen vollen Umlauf vollzogen, und die Spitze des Radius ist um 2π gewandert. Weiterhin hat die
	Strecke 'sin α' die Werte von 0 über 1 (bei 90°) über 0 (bei 180°) über -1 (bei 270°)
	bis wieder nach 0 durchlaufen. Diese Kreis-Zeichnung beschreibt also genau das Gleiche wie die schon bekannte 
	Sinus-Funktion hier rechts. Bei dieser haben wir die Winkel von 0 bis 360° eingezeichnet.
	
	Und wenn wir uns nun noch vorstellen, daß der Radius in der linken Zeichnung 50-mal in der Sekunde herumkreist,
	was einer Frequenz von 50 Hz entspricht, dann haben wir die Anwärmphase geschafft.
	Und - das ist das Interessante - es braucht uns nun überhaupt nicht mehr zu interessieren, wie oft und wie 
	schnell der Radius kreist. Wir wissen es, daß er es tut, verschwenden aber keinen Gedanken mehr daran.
	
      
      
	Phasenlage
      
      
	
	Im weiteren benutzen wir nur noch das Diagramm links oben, lassen aber allen Schnickschnack weg und beschäftigen uns 
	nur noch mit dem (kreisenden) Radius. Wenn wir das Bild 'Kondensator, Spannung und Strom' (von der vorigen Seite)
	darstellen wollen, so sieht das aus wie hier links dargestellt. Wir haben die Spannung (blau) zum Zeitpunkt '0' 
	eingetragen. Der Maximalwert ist '1', der Sinus der Spannung ist = 0. Der dazugehörige Strom (rot) hat 
	ebenfalls den Maximalwert '1', sein Sinus ist aber, ebenfalls zum Zeitpunkt '0', = 1.
      
      
	Normalerweise wird immer zum Zeitpunkt '0' eine Blitzlichtaufnahme der Zustände dargestellt.
      
      
	Wir haben damit den unschätzbaren Vorteil, daß wir nicht nur Spannungen (und Ströme) darstellen 
	können, sondern auch deren Winkel (= Phasenlage) zueinander. Die Werte können nun geometrisch addiert 
	werden, also mit Zirkel und Lineal. Wenn man maßstäblich zeichnet, kann man sogar die genauen Werte aus
	der Zeichnung ablesen.
	
      
      
	Beispiel:
      
      
	
	Der Spannungsteiler des Tiefpaßfilters, der uns das Rätsel der 70,7% aufgetischt hat, soll nun 
	untersucht werden. Wir hatten definiert, daß die Widerstandswerte von R und C gleich groß sein sollen. 
	Damit sind aber auch die beiden Spannungen an ihnen gleich groß, da sie von demselben Strom durchflossen 
	werden. Wie das? 71% + 71% = 100% ?
	Wir zeichnen in das Diagramm den Strom ein, in Phasenlage 0, Maßstab ist egal. Dann zeichnen wir die Spannung 
	am Widerstand ein. Diese Spannung ist (weil am Widerstand) immer in Phase mit dem Strom; der Zeiger liegt also 
	parallel zum Strom-Zeiger. (Seine Länge ist hier beliebig, da der Widerstand nicht bekannt ist. Wir haben ihn
	hier etwas kürzer als den Strompfeil gezeichnet.) Der Spannungszeiger des Kondensators ist genau so lang wie der
	des Widerstandes, zeigt aber in eine andere Richtung, und zwar um 90° versetzt wie oben links gezeigt.
	(Bei Drehrichtung links herum, das ist die normale Drehrichtung, eilt beim Kondensator der Strom immer der
	Spannung um 90° voraus.) Nach geometrischer Addition der beiden Spannungen ergibt sich die Gesamtspannung.
	Da diese zu 100% angenommen wird, ergibt sich für die Einzelspannungen ein Wert von je 70,7%. Das ist reine
	Geometrie in einem Quadrat.
	Diese Art der grafischen Darstellung kann auf beliebig viele Elemente erweitert werden. Zu bedenken ist nur, 
	daß die Widerstandswerte der Kondensatoren frequenzabhängig sind und aus diesem Grunde eine Zeichnung wie 
	hier vorgestellt nur für eine einzige Frequenz gültig ist.
	
      
      
	Für weitere Fragen stehen gern zur Verfügung:
	- der MEC; Besichtigung und Fachsimpelei z.B. an unseren "Club-Abenden"
	- der Autor: Hans Peter Kastner
	
      
    
      
	Version vom: 13.02.2021; erstellt am: 15.04.2005
	
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